Freund und Helfer

Anmerkungen zum Cup-Spiel Basel-Zürich vom 20. November 2009

Unter dem Titel «Randale und hoher Sachschaden beim Cupspiel» verbreitete die Kantonspolizei Basel-Stadt am 20. November 2009 folgende Medienmitteilung:

Mit noch selten gesehener Brutalität haben Zürcher Fussball-Chaoten im Gästesektor des Stadions St. Jakob-Park einen hohen Sachschaden angerichtet. Bereits vor Beginn des Spiels hatten rund 200 Chaoten begonnen, Sitze herauszureissen, demolierten den Getränkestand und unter anderem auch die Toiletten. Weitere Zürcher Randalierer versuchten, sich gewaltsam Zutritt ins Stadion zu verschaffen. Sie konnten vorerst mit massivem Mitteleinsatz unter Kontrolle gehalten werden und konnten später allerdings nach Aufbrechen der Türen ebenfalls ins Stadion gelangen. Die Randale forderte 25 Verletzte, vor allem Zürcher, die von den von ihren «Kollegen» aus dem Stadion geworfenen Gegenständen getroffen worden waren, aber auch zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes von Basel United. Zwei Personen mussten ins Spital eingeliefert werden. Bis Spielschluss wurden zwei Personen festgenommen...



Ein Erste-Hilfe-Zelt lässt aber den Ablauf der Ereignisse, wie er in der Medienmitteilung und in diversen Interviews geschildert wurde, als unwahrscheinlich bis unmöglich erscheinen.

Kommuniziert wurde, dass nach Ankunft des Extrazugs gegen 18:30 Uhr sofort der Gästesektor gestürmt und zu Kleinholz verarbeitet worden sei, wobei 25 Zürcher durch eigene Leute verletzt worden seien.

Die Sanität ist im Joggeli immer mit mehreren Fahrzeugen vor Ort, aber bei mehr als 15 verletzten Personen wird ein Erste-Hilfe-Zelt angefordert, welches durch die Bezirksfeuerwehr innert Minuten aufgestellt wird, nachdem sie einmal am Einsatzort eingetroffen ist.

Wenn die offizielle Randalemeldung stimmen würde, hätte die Bezirksfeuerwehr um etwa 19:15 Uhr alarmiert werden müssen, sie wurde aber erst um 21:15 Uhr aufgeboten.

Aufgrund von Zeugenaussagen wurde folgender Ablauf rekonstruiert:

Etwa 18:30 Uhr: Nach Eintreffen des zweiten Extrazugs Pyros auf der Treppe der Bahnstation und auf der Strasse, anschliessend Blocksturm.

Die Tore zum Gästesektor werden geschlossen. Von der St. Jakob-Strasse her gelangen Polizisten in Vollmontur via den angrenzenden Sektor A in den Gästesektor. Die Blockstürmer (nach Angaben der Polizei 200, nach Zeugenaussagen höchstens 50) werden mit Gummischrot in den Balkon des Gästesektors gedrängt. Die Polizei bleibt vorerst im Gang (Cateringbereich) des Gästesektors.

Dann passiert etwa eineinhalb Stunden lang nicht viel.

Vor Spielbeginn: Die Polizei und die Clubs entscheiden, die noch wartenden Zürcher nach Hause zu schicken und das Spiel anpfeiffen zu lassen.

20:30 Uhr: Inhaber von Tickets für den Gästesektor stehen immer noch vor dem Stadion und werden mit Gummischrot, Tränengas und mobilen Absperrgittern zum Extrazug gedrängt.

Die im Balkon Eingeschlossenen brechen nach dem 1:0 aus dem Balkon aus, öffnen die Eingänge und beginnen, den Gästesektor in seine Einzelteile zu zerlegen.

Vor dem Stadion werden zwischen 20:30 Uhr und 20:50 Uhr rund 25 Personen durch Gummischrot der Polizei aus naher Distanz auf Kopfhöhe verletzt.

20:50 Uhr: Die letzten Inhaber von Gästesktortickets werden ins Stadion gelassen.

21:15 Uhr: Die Bezirksfeuerwehr wird aufgeboten, um das Erste-Hilfe-Zelt aufzubauen.

Ein Bericht von onlinereports, welcher eigentlich gegen die bösen Hooligans geschrieben ist, bestätigt obige Zeitangaben: Das Spiel läuft bereits und ein mächtiger, lauter Jubel verrät das erste Basler Tor, als immer noch viele FCZ-Fans vor den Metallgittern auf Einlass drängen. Dann scheint alles ausser Kontrolle zu geraten. In blinder Zerstörungwut arbeiten die Zürcher im Gästesektor auf Abbruch. Erst werden die Stadionfenster herausgedrückt, und dann fliegen von hoch oben wie aus einer Stalinorgel die blauen Stühle, 30 Kilogramm schwere Bidons und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, in den Eingangsbereich des Gästesektors - gerade dorthin, wo die Zürcher dicht gedrängt auf Einlass warten. Hier das Video dazu (etwa 20:30 Uhr).

Im Bericht der Tagesschau wird der Ablauf falsch dargestellt.

Noch vor dem Match randalierten hunderte...
Die Bilder zeigen wie sie dem Gästesktor verwürsten...
Die Polizei ging darauf im Stadion mit Tränengas...
Der Gästesektor war aber schon in die Einzelteile zerlegt....

Die Bilder, die gezeigt wurden, können erst nach dem 1:0 aufgenommen worden sein. über 1000 Zuschauer mit gültigen Tickets wurden 2 Stunden warten gelassen und dann mit Gummischrot eingedeckt. Erst darauf hats geknallt.

Erst am 25. November 2009 gelangten Meldungen über Verletzungen durch Gummischrot mit der online-Ausgabe von 20 Minuten an die Öffentlichkeit: Die Lage vor dem Eingang spitzte sich zu. Augenzeugin Melina D: «Kurz vor Spielbeginn kletterten einige an den Gittern beim Eingang hoch.» Dann ging offenbar alles ganz schnell: Die Polizei fuhr mit Gitterwagen auf, drängte die Fans zusammen und setzte schliesslich Tränengas und Gummischrot ein. «Ich musste fassungslos zusehen, wie Tränengas und Gummischrot aus nächster Nähe in die Menge gefeuert wurden», beschreibt 20 Minuten Online-Leser Markus S. die Situation.

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Am 13. März 2010 gab es in Aarau einen vergleichbaren Vorfall, einfach ein paar Schuhnummern kleiner:

Nach dem Spiel FC Aarau gegen den FC Zürich gab es beim Bahnhof ein Problem. Gemäss Medienberichten hätten die Zürcher randaliert. Gemäss anderen Berichten hat die mit einem völlig überdimensionierten Aufgebot anwesende Polizei eine Bagatelle zum Anlass genommen, um mit Knüppel und Gummischrot in der Menge zu wüten. Daraufhin haben sich einige Matchbesucher verständlicherweise gewehrt.